Eine Sängerin mit Mikro und ein Akkordeonist mit Down-Syndrom musizieren sich innig zugewandt
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Das bundesweit einzigartige Ausbildungsprojekt
der Musikschule Fürth e.V.

In Förderschulen werden Menschen mit Behinderung bestmöglich auf eine selbständige Teilhabe an unserer Gesellschaft vorbereitet. In Werkstätten finden Menschen mit Behinderung Arbeit und tragen im Rahmen ihrer Möglichkeiten individuell zu ihrem Lebensunterhalt bei. Oft arbeiten sie in Küchen oder sortieren Schrauben. Ihr kreatives und künstlerisches Potenzial wird hierbei seltenst gefördert und gefordert. Das ist für die Menschen selbst unbefriedigend, es ist aber auch für unsere Gesellschaft eine ernst zu nehmende Vernachlässigung vorhandener Ressourcen. Die professionelle Ausbildung von Menschen mit Behinderung wird bereits von einzelnen Initiativen vorangetrieben. Das Projekt "Berufung Musiker*in" der Musikschule Fürth e.V. geht einen Schritt weiter, indem für die Ausbildung keine neue Initiative gegründet wird, sondern die Ausbildung unmittelbar in eine bestehende Ausbildungsstätte integriert wird und die Ausbildung von Menschen mit Behinderung auch örtlich dem Normalitätsprinzip des Inklusionsgedankens folgt. 

Inklusion geht es darum, alle Barrieren in Bildung und Erziehung für alle Menschen auf ein Minimum zu reduzieren. 

Im Oktober 2009 startete unter Leitung von Uschi Dittus (initiiert und begleitet von Robert Wagner) in der Musikschule Fürth das Projekt „Berufung Musiker*in“.
An drei Vormittagen jede Woche und das zwei Jahre lang, besuchten acht Mitarbeiter*innen der Lebenshilfe Werkstatt Dambach ihren Außenarbeitsplatz Musikschule, um dort ein Instrument zu erlernen und um gemeinsam miteinander in einer Band Musik zu machen. Zusätzlich zu Bandproben und Einzelstunden auf ihrem jeweiligen Instrument erhielten die acht Musiker*innen Unterricht in Musikalischer Grundausbildung (Rhythmik, Notenlehre, Harmonielehre, Musik und Bewegung).

Beeindruckend ist bei allen Musiker*innen ihre unglaublich hohe Motivation, die sie immer wieder aufs Neue an den Tag legen und die sich auf die Lehrkräfte und die ganze Schule überträgt. Von Müdigkeit oder Lustlosigkeit trotz des hohen Unterrichtspensums, das alle absolvieren, keine Spur. „Ach, die Musikschule macht einfach Spaß!”, betont Reimund, Schlagzeuger der aus  der 1. Staffel (Oktober 2009–Oktober 2011) hervorgegangenen Band „Vollgas – die Musikschulgang”, als er bei seiner täglichen Stippvisite im Büro die Verwaltungsmitarbeiter*innen begrüßt und ihnen einen schönen Tag wünscht.   

Ziel war es von Anfang an, dass die Musiker*innen so fit im Notenlesen und sicher auf ihrem Instrument werden, dass sie ohne Probleme mit anderen Bands zusammen spielen und auch langfristig einen Teil ihres Lebensunterhaltes mit der Musik bestreiten können. 

Einerseits geht es also um die gesellschaftliche Teilhabe dieser Menschen – anderseits ist es den Trägern der Maßnahme ein wesentliches Anliegen, ein Menschenbild in der Gesellschaft festigen zu helfen, das Menschen mit Behinderung nicht auf ihre Behinderung reduziert, sondern deren Potentiale und deren Kompetenz herausstellt. 

Menschen mit Behinderung, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senior*innen, haben nicht nur Freude an Musik, die sie hören, sondern sind auch fähig, Musik selber zu machen. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Wie andere auch.

  


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Jugendlicher mit Sonnenbrille am Schlagzeug
Musikschulleiter Robert Wagner spielt mit 5 weiteren Menschen, mit und ohne Behinderung in einer Jazz-Combo

Erfolgsprojekt „Berufung Musiker*in”:

Eine Würdigung des Projektes
durch den Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen

Entspannt antwortet Reimund Gerbl, Schlagzeuger in der Musikschule Fürth, auf die Frage, ob er vor seinem Auftritt aufgeregt sei: „Nein, warum? Ich kann’s doch.” 

Dass er und seine sieben Mitspieler der Band „Vollgas” bei jedem Auftritt aufs Neue zeigen, dass sie mit Behinderung an Instrument und Stimme Herausragendes leisten, wurde bei einem Fürther Benefizkonzert Mitte April zugunsten des 3. Fürther Integrativen Soundfestival (FIS#) hochgradig erlebbar. Das Konzert gestalteten sie gemeinsam mit dem international bekannten Quartett „Quadro Nuevo”.  Die Band „Vollgas” ist das Ergebnis des Modellprojektes „Berufung Musiker”, das Lehrkräfte der Fürther Musikschule entwickelt haben. An drei Vormittagen pro Woche treffen sich Mitarbeiter der Dambacher Werkstätten, eine Einrichtung der Fürther Lebenshilfe, zwei Jahre lang am Außenarbeitsplatz Musikschule zu ihrer musikalischen Ausbildung, lernen die Grundlagen wie Notenlesen, Rhythmik und erhalten Ensemble- und Einzelunterricht. 

Ihr Können haben sie bereits in über 30 Auftritten gezeigt, zum Beispiel in der Bayerischen Staatskanzlei und im Deutschen Bundestag. Wenn die Musiker ihre zweijährige Ausbildung abgeschlossen haben, werden sie in der Lage sein, mit anderen Musikern und Bands zu musizieren und einen Teil ihres Lebensunterhalts mit Auftritten zu bestreiten. In regelmäßigen, wöchentlichen Proben werden sie auch weiterhin durch die Musikschule betreut, um ihren Leistungsstand erhalten und ausbauen zu können. Das Projekt „Berufung Musiker” ist die Konsequenz der Fürther Musikschularbeit, in der seit 25 Jahren der Unterricht für Schüler jenseits der Unterscheidung von behindert oder nicht behindert gepflegt wird. Menschen mit Behinderung sind Schüler der Musikschule und engagieren sich in Vorspielen und Konzerten, in Ensembles und solistisch.

Mit dem Ausbildungsprojekt nähert sich die Musikschule Fürth schrittweise der ausnahmslosen gesellschaftlichen Teilhabe aller Menschen und trägt zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung bei. Gemeinsam mit dem Bezirk Mittelfranken und der Lebenshilfe Fürth konnte die erste Ausbildungsstaffel auf den Weg gebracht werden.

 

 

Dank der erneuten Zusage der Lebenshilfe Fürth sowie der Unterstützung der Stiftung Accor Foundation geht das Erfolgsprojekt „Berufung Musiker” ab November 2011 in die zweite Runde. Die Unternehmensstiftung fördert lokale Solidaritätsprojekte seiner Mitarbeiter in allen Ländern, in denen Accor Hotels präsent sind. Eines der ersten deutschen Solidaritätsprojekte ist das Fürther Projekt „Berufung Musiker”, das mit 62.000 Euro über zwei Jahre unterstützt wird. Die Zusammenarbeit zwischen Accor und der Musikschule Fürth kam auf Initiative von Michel Gosselin, General Manager des Fürther Hotels Mercure Nürnberg West, zustande. Er reichte das Projekt bei der Stiftung mit Erfolg ein. Begeistert von der Band und von der musikpädagogischen Arbeit der Musikschule Fürth stimmte Marie-Caroline Bizet, Direktorin der Accor Foundation in Paris, der Projektförderung zu: „Die Jugendlichen spielen einfach großartig, ihr Auftreten und ihr Können ist beeindruckend”, so Bizet bei der Pressekonferenz in Fürth. 

Für Musikschulleiter Robert Wagner erfüllt sich durch den Vertrag mit Accor Foundation der Wunsch, das Fortbestehen des Ausbildungsprojektes für zwei weitere Jahre sichern zu können: „Das Projekt strahlt eine Dynamik aus, deren Kraft die gesamte Musikschule erreicht und weit darüber hinaus wirkt.” Das Projekt reflektiere die so genannten „systemrelevanten Bereiche” inklusiver Musikpädagogik wie Lerninhalte, Zeitaspekte, qualifiziertes Lehrpersonal oder angstfreie Lernräume. Die Qualität von Unterrichtsprozessen und ihre Ergebnisse sowie die Würde der Beteiligten seien der Ausgangspunkt für alle Überlegungen und zukünftiges Handeln, so der Musikschulleiter. 

„Von der Qualität der Leistungen sind wir selbst immer wieder überrascht,” sagt Uschi Dittus, Leiterin der Band. Die acht Musiker seien Botschafter für die Einforderung des Rechts auf gesellschaftliche Teilhabe. Gemeinsam mit der Accor Foundation und der Lebenshilfe Fürth ist es gelungen „Berufung Musiker” als Modell mit bundesweiter Bedeutung und höchster Anerkennung im Verband deutscher Musikschulen fortsetzen zu können. 

Susanne Lehnfeld, VBSM


Bands aus dem Projekt
"Berufung Musiker*in"

Aufgrund des überwältigenden Erfolges der ersten Staffel des Ausbildungsprojektes Berufung Musiker*in
waren sich alle Beteiligten einig, dass unbedingt eine zweite Staffel folgen müsse. Dank der großzügigen Spende
der Accor Foundation (initiiert durch den französischen Honorarkonsul Michel Gosselin) und der erneuten Kooperation
mit der Lebenshilfe Fürth e.V. wurde dieser Traum wahr. 

Bandfoto der Band Vollgas, die Musiker:innen haben ihre Instrumente in der Hand und sind wie ein V aufgestellt.

Die aus der ersten Staffel des an der Musikschule Fürth entwickelten und durchgeführten Projektes "Berufung Musiker*in" hervorgegangene Band "Vollgas" hat sich seit ihrer Gründung 2009 zu einer bundesweit gefragten Band gemausert.

Vollgas

 

 

Bandfoto Alle Neune mit den Lehrkräften Christian Tournay und Uschi Dittus

Im Oktober 2011 konnte die zweite Staffel Berufung Musiker*in starten. Neun Menschen, die in Werkstätten der Lebenshilfe arbeiten, kamen zwei Jahre lang an drei Vormittagen pro Woche an ihren Außenarbeitsplatz Musikschule Fürth

Alle Neune

 

 

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