Weihnachtsbrief 2024
Liebe Freund*innen der Musikschule Fürth, liebe Mitmenschen, liebes Christkind,
Ob im Rahmen einer Konzertreise oder jüngst bei unserem Klausurwochenende der Schulleitung, oft sitzen wir am Abend zusammen und jemand beginnt von gemeinsamen Erlebnissen zu erzählen. Eine Geschichte reiht sich an die andere. Kaum zu glauben, was wir im Kollegium und gemeinsam mit unseren Schüler*innen schon zusammen erleben durften.
Manche, wie Tobias Gehring, Akkordeonist der Band Vollgas, hat sogar die Jahreszahlen der einzelnen Geschichten im Kopf („deswassinugenau“), andere können benennen, was die Erlebnisse und Erfahrungen mit ihnen „gemacht“ haben, wie sie persönlich gereift sind, sogar, wie ihr geplanter Lebensentwurf andere Akzente erhielt.
Alle aber schätzen den Wert der gemeinsamen Zeit, erinnern sich an die Konzerte und die Feiern danach, und daran, wie stolz und zufrieden „wir“ mit den Ergebnissen der unzähligen Proben waren. Die Erfahrungen sind ein Schatz, den niemand missen möchte, der uns gehört und bleibt. Oft genug entstehen über die Jahre Freundschaften zwischen den beteiligten Menschen, die unbezahlbar sind. Jüngst wieder spürbar bei unserem Lagerfeuersingen im November, als viele „Ehemalige“ es sich nicht nehmen ließen, teilzunehmen und teilzuhaben. Oder bei unseren Konzerten in Lörrach und Basel im Oktober, zu denen „Ehemalige“ aus Berlin, München und Köln anreisten oder ihren Urlaub in Italien unterbrachen, „nur“ um dabei zu sein.
Es erübrigt sich hinzuzufügen, natürlich ohne Gage.
In der Fürther Musikschule treffen Menschen aufeinander, die sich wertschätzen. Die den Wert des anderen für sich selbst nicht an barer Münze ausrichten, die füreinander da sind, die sich guttun.
Vieles, eigentlich alles ist so einzigartig anders bei uns. Anders als wenn z. B. Donald Trump und Elon Musk sich selbst und zusammen Thanksgiving feiern und die Ernte ihrer Arbeit (?) einfahren. Mit 130 Millionen Dollar hatte Musk den Wahlkampf von Trump unterstützt und mit dieser Investition einen Homerun für Tesla Aktien nach dessen Wahlsieg in die eigene Tasche ausgelöst.
In einer Nacht stieg Musks Vermögen um 21 Milliarden Dollar auf nunmehr 286 Milliarden. (Damit man sich die Dimension des Wertzuwachses vorstellen kann, ein Vergleich: 10 investierte Euro „erwirtschafteten“ in nur einer Nacht 1.615 €).
Die Lebensrealitäten der Mitmenschen in unserer Musikschule und die der Männerfreunde Trump und Musk könnten unterschiedlicher nicht sein.
Während die einen durch individuelle und vor allem durch gemeinsame Erlebnisse zu Miteigentümer*innen gewonnener Erfahrungen und zu Teilhaber*innen gemeinsamer Lebensgeschichten werden, profitieren die anderen allein durch die Aussicht auf Gewinne der Tesla Aktie oder die in den asozialen Netzwerken wie X (Besitzer Elon Musk) gehypte Kryptowährung Dogecoin.
Die Erfolge des reichsten und des mächtigsten Mannes unserer Erde gründen auf Macht, Angst und auf ein „auf Kosten von …“. Hoffnung auf Teil-Habe an deren Gewinnen bindet zahllose Follower und Untertanen an Trump und Musk.
In der Musikschule Fürth gewinnen die Menschen durch die verbindende und sinnstiftende Kraft der Musik und durch ihr eigenes soziales Engagement.
Sieht man in die Gesichter der kleinen und großen Musiker*innen bei den zahlreichen Konzerten unserer Musikschule, strahlen diese ehrliche Freude und zugleich innere Ruhe aus. Das von vielen Erlebnissen getragene Ergebnis ihres Übens wird allein durch ihre Haltung, durch ihr Verhalten und ihre Arbeit bestimmt. Kein Börsencrash, keine launischen Märkte können diese Erfolge beeinflussen. Unser ideeller Reichtum gründet auf einer stabilen sozialen und demokratischen Wertebasis. Die Ergebnisse unserer eigenen Anstrengungen können zudem als Teil-Gabe in die Gemeinschaft mit anderen Menschen eingebracht werden und vermitteln ein individuell spürbares Gefühl der Zugehörigkeit zu anderen Mitmenschen.
Die Musikschule und mit ihr zahllose Bildungs- und Kultureinrichtungen unserer Stadt senden – getragen von städtisch initiierten Gremien (Bildungs-, Kultur- und Migrationsbeirat sowie Jugend-, Behinderten- und Seniorenrat) – unter dem Motto „Fürth feiert Vielfalt“ von 26. April bis 11. Mai 2025 ein deutliches Zeichen für eine wertebasierte, demokratische und menschliche Gesellschaft aus.
Rund um das 10. Fürther Inklusive Soundfestival (2. und 3. Mai) wird in vielen Veranstaltungen erlebbar werden, dass der Gegenentwurf zu einer machtbasierten Welt – nämlich eine chancengerechte, diskriminierungsfreie, vielfältige Welt – gelebt werden kann.
Wir, das Leitungsteam, die Lehrkräfte, die Mitarbeiter*innen und der Vorstand des gemeinnützigen Trägervereins der Musikschule, bedanken uns bei allen Menschen, die zuversichtlich mit uns Verantwortung für eine lebenswerte inklusive Welt für alle übernehmen und wünschen Ihnen ein friedliches Weihnachtsfest 2024 und ein gesundes neues Jahr 2025.
Herzlich,
Ihr Robert Wagner